Schauspiel

Eigenproduktionen des Ensembles

Bunt, beweglich, schwebend doch gut ausbalanciert, ein heiteres Formenspiel von artistischer Lebendigkeit, ein Gemütsaufheller: das Mobile –  so ist der  Name des Theaters Credo, Prinzip und Programm  des Vereins bühnenbegeisterter Menschen. Der Einzug in den Keller des Amtsgerichts markierte einen neuen Abschnitt der Arbeit  der Gruppe, die sich bereits Ende der 60er Jahre als Amateurspielschar in Bensheim zusammengefunden hatte. Schon damals standen die ambitionierten Produktionen der „Neuen Theatergruppe Bensheim“ hoch im Kurs des öffentlichen Interesses. Unter wechselnden Regisseuren widmete sich die Gruppe Stücken, die dem politisch-kritisch engagierten intellektuellen Klima der Zeit entsprachen. Der gute Ruf geistvoller Inszenierungen in hoher schauspielerischer Qualität ging an die Bergstraße voraus.   Das „Theater Mobile“ bestätigte ihn und baute ihn weiter aus. Der  neue Raum vervielfachte durch die Bühnentechnik die Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten. In der regionalen Kleinkunstszene hatte man sich bald einen Namen geschaffen und zeigte Profil als bereichernder Teil der lokalen und überregionalen Kultur.  „Theater Mobile“ ist inzwischen zum Markennamen für intelligente Unterhaltung geworden. Die jüngsten Eigenproduktionen sind Beispiele für augenzwinkernden Esprit, raffinierten Humor fernab vom Schenkelklopfer des Boulevardtheaters. Im Theater Mobile lacht man anders – aber nicht weniger, z.B. über kurios-satirische Szenen des allgemeinen Wahnsinn in Ken Campbells „Mister Pilk‘s Irrenhaus“: Nicht nur hier brillierte  das Ensemble in einem Feuerwerk der Spielfreude und Wandlungsfähigkeit in skurrile Figuren.  Bissiges Raffinement des englischen Humors kam mit „Der Lebensretter“ (Peter Jones) auf die Bühne, eine anspruchsvolle gesellschaftskritische Komödie, bei der aufmerksam der Wortwahl lauschendes Publikum am meisten zu lachen bekam.

Maja Borko tat einen lustvoll mutigen Schritt in Richtung experimentelles Theaters mit „Picknick im Felde“: Ein Klassiker des absurden Theaters von Fernando Arrabal. Durch die Kreativität der Ensemblemitglieder entstand eine Bearbeitung, die die eingeschränkte Interpretation als Antikriegsstück aufbrach. Stattdessen rückte hier im Versatz mit Fremdtextcollagen, Licht-und Tonregie, tänzerischen Sequenzen und Pantomime die Absurdität der „Condition humaine“. Der ausgefeilte dramaturgische Bogen, poetische Bilder und feinsinniger Witz trugen der Inszenierung und den Darstellern höchste Anerkennung ein. „Picknick im Felde“ gewann den äußerst renommierten Theaterwettbewerb um den „Schappo“: der Erfolg bestärkt, auch künftig diese Richtung weiter zu verfolgen.  Die erste Premiere des Jahres 2018 wird ein weiß-blau  satirisch vergnüglich kabarettistischer  Hommage Abend für einen großen Komiker „Polt(er)geister“ ist der Titel der Brettergaudi, die Gabi Dierig inszeniert. Von einem vorgegebenen Stück hat sich Maja Borko für die kommende Saison ganz gelöst und stellt dem Publikum im Herbst 2018 das Ergebnis des Projekts „Einsamkeit“ vor.

Theater Mobile  steht auch für Offenheit und künstlerische Neugier, um immer wieder andere Genres, Formate und Elemente der Bühnenkunst auszuloten.  Nicht zuletzt möchten wir die unterschiedlichsten  Personenkreise als Publikum erreichen und als Projektpartner gewinnen.

Das Vorstandsressort Eigenproduktionen und Projekte (betreut von Petra Emmerich) pflegt einen „Kreativitätspool“ in dem Ideen, Pläne, Hinweise seitens der Mitglieder gesammelt und zur späteren Nutzung verwahrt werden. Die „Offene Bühne“ bietet viermal im Jahr ein „Jedermannforum: Für fünf Minuten wird jeder zum „Performance Star“ der etwas singt, rezitiert, tanzt, spielt oder tut, was in seiner Kunstfertigkeit liegt.  In den monatlich stattfindenden „Mobiles Matinees‘ empfehlen sich regionale Künstler den Kulturinteressierten. In Vorbereitung ist eine theaterpädagogische Werkstatt als Kooperation mit dem Verein „Sonnenkinder“: Eine interessante Arbeit mit Erwachsenen sowie Kindern mit und ohne Einschränkung bahnt sich an.

Es bleibt spannend und bewegt im Theater Mobile, Dabeisein und Miterleben lohnt sich. (pem)